Lärm und Achtsamkeit

Date : 24. September 2023

Im Jahre 1908 (mitten in der industriellen Revolution mit all ihren neuen Lärmquellen) meinte der deutsche Philosoph Theodor Lessing: „Alle seelische Kraft wird zur Überwindung der ewigen Spannungen, die durch Lärm erzeugt werden, gebraucht“.

Da die Seele mit dem Körper und Geist verwoben ist, ist natürlich auch die Kraft auf diesen Ebenen betroffen. Lärmbelästigung/-verschmutzung nervt nicht nur, sie hat massive gesundheitliche Folgen …

… den ganzheitlichen Aspekt mit einbezogen: Lärm beginnt mit Schall und diese mechanische Schwingung in der Luft beeinflusst all unsere Sinne. Wenn man versucht, Lärm mit Ohropax zu bekämpfen, spürt man den Schall weiterhin und das ungute Gefühl bleibt, wirkt sich auf unser Wohlbefinden aus.

Sehen wir uns schon alleine deshalb einmal das Thema Lärm genauer an und stellen wir – als möglichen Lösungsansatz – einen Konnex zur Achtsamkeitslehre her.

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Die Menschheit befindet sich an einem Wendepunkt bzw. an einer Weggabelung … rennen wir alle gemeinsam kollektiv gegen die Wand oder gehen wir gemeinsam neue Wege in eine ganzheitlich-wohlige(re) Zukunft?

Dieser Wendepunkt lässt sich an vielen Themen festmachen, eines davon ist der Lärm, und zwar in Verbindung mit der Art und Weise, wie wir uns zurzeit unsere Lebensräume gestalten.

Ich sitze gerade hier auf einer griechischen Insel, an einem im Grunde ruhige(re)n Ort, um einige Wochen lang hier zu leben und zu wirken und auch in Österreich haben wir uns einen möglichst abgelegenen Platz als zuhause gewählt (der Stadt haben wir aus Gründen der Lebensqualität längst den Rücken gekehrt). Doch auch hier ist Lärm allgegenwärtig. Er ist Teil des Lebens geworden, wobei der Blick auf das Meer diese Tatsache etwas lindert. Die Flucht vor dem Lärm bringt aber definitiv nichts, er IST inzwischen überall (wo Mensch ist).

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Was ist denn nun eigentlich das Problem?

Ganz klar auf den Punkt gebracht: Lärm ist schlichtweg auf Dauer gesundheitsschädlich, auf physischer wie psychischer Ebene, er verursacht Dauerstress. LÄRM MACHT KRANK!
Dazu ein interessantes Detail: Würde Mensch heute in die Vergangenheit zurückreisen, wäre das größte Problem für die moderne Psyche übrigens zuerst die Stille! 🙃 Doch damit kann man bald umgehen … UND STILLE MACHT DEFINITIV GESUND!

2011 schätzte die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass alleine in Westeuropa mindestens EINE Million (ansonsten) gesunde Lebensjahre nur durch den Verkehrslärm verloren gehen, wohlgemerkt „nur“ ein kleiner Teil des Gesamtlärms.

Laut war es schon immer (gelegentlich). Doch früher waren es natürliche Geräusche, die unsere Sinne erreichten: der Klang des Windes, der Wellen, der Tiere. Diese Geräusche sind wir seit Jahrtausenden gewöhnt, sie ist in unserem Unterbewussten verankert, hat sogar seine positiven Seiten: er ist uns Warnung … wenn zum Beispiel ein Unwetter aufzieht oder der Löwe in der Savanne Lust auf Menschenfleisch hat. Das Gehör ist unser vorrangiges „Alarmorgan„, wie es in der Fachsprache heißt.

Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang – am Rande erwähnt – übrigens folgende aktuelle Entwicklung: auch an künstlichen Lärm kann man sich mit der Zeit gewöhnen und er kann ebenso Leben retten. Das beste Beispiel dafür ist der Motorenlärm. Auf der Strasse weicht man unwillkürlich aus, wenn man ein Auto hört. Mit den Elektroautos gibt es hier einen der Gesundheit eher abträglichen Trend. Man hört sie nicht und damit kommt vor allem in den Städten ein Warnsignal abhanden … ein zweischneidiges Schwert.

Macht man sich bewusst, daß Elektroautos vor allem aufgrund der Akkus in der Umweltbilanz insgesamt nicht gerade gut abschneiden, darf ruhig überlegt werden, ob man hier die richtigen Trends setzt … doch das ist eine andere Geschichte, über die ein ander Mal berichtet werden darf.


Kommen wir zurück zu dem Lärm, der uns krank macht. Es ist der künstlich erzeugte, Menschengemachte und dieser nimmt rapide zu. Sei es wegen des „technischen Fortschrittes“, oder der zunehmenden Unachtsamkeit der Menschen im täglichen Leben.

Vier Beispiele (aus Vielen):

– Obwohl es die wunderbare Erfindung namens „Kopfhörer“ gibt, wird die eigene Umgebung gerne mit Musik beschallt, ob Diese das nun möchte oder nicht

Motorräder müssen anscheinend für deren Liebhaber möglichst laut sein und am liebsten tritt der Motorradfahrer dazu in großen Gruppen auf und sieht den liebsten Zeitvertreib darin, möglichst schnell und lärmintensiv durch das Land zu brausen

– Gleich(un)wohl gesundheitsschädlich, läuft die Air Condition bei den Erholungssuchenden in den Zimmern der Strandhotels die gesamte Nacht auf Hochtouren. Es brummt, leiert und vibriert, nicht nur im eigenen Zimmer (und am nächsten Tag wird aufgrund der Unverträglichkeit auch schon mal geschnupft) …

– und ja: Unterhaltungen müssen offensichtlich möglichst laut geführt werden, auch zu später Stunde und an öffentlichen Plätzen … und ist kein Gesprächspartner vorhanden, wird via Zoom und Co. mit dem Gegenüber am Smartphone-Display geplaudert (ob privat oder beruflich – es gibt zwar gar Interessantes zu erfahren, aber störend kann es trotzdem wirken), natürlich meist wieder ohne Kopfhörer …

… diese Liste könnte ich noch lange fortsetzen.

Ich werde bei näherer Betrachtung der „hausgemachten“ Lärmquellen das Gefühl nicht los, daß Mensch Lärm mit noch mehr Lärm kompensieren, sogar bekämpfen möchte, ein wirklich bedenklicher Kreislauf. Wird in einem Lokal laute Musik gespielt, spricht man umso lauter. Den Wirten zu bitten, die Musik leiser zu drehen, daran denkt kaum jemand (mehr).

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Spricht man mit Menschen über das Thema Lärm, hört man zumeist: „Damit müssen wir leben.„, „Das gehört doch zum Leben dazu.„, „Da kann man nicht viel machen.“ …

… doch nach näherer Ansicht der oben angeführten Beispiele kann ich auf die letzte Bemerkung durchaus antworten: „Doch! Können wir sehr wohl … zum Wohl Aller!“ – dazu gleich mehr!

Doch zwecks ganzheitlicher Sichtweise möchte ich davor aus ganz persönlicher Erfahrung noch ein Beispiel bringen, daß noch ein wesentliches, unmittelbar verbundenes Thema aufzeigt: So schön und ruhig unser österreichischer Lebensmittelpunkt ist, es gibt einen „Makel“.

In unmittelbarer Nähe unseres Wohnhauses befindet sich ein kleines Wasserkraftwerk, daß sich durch ein leises, aber permanentes Brummen (je nach Wassermenge lauter oder leiser) bemerkbar macht. Dieser Schall – zu bemerken in Schlafzimmer und Büro – geht an Ohr und (mir) aufs Herz. Wenn man über diese Lärmquelle mit anderen, ebenfalls betroffenen Anrainern spricht, kommt als Antwort: „Das muß man verstehen, der Betreiber verdient seinen Lebensunterhalt damit“ … welch ein „Killer-Argument“ !? …

… auf das ich erwidern möchte: ja, aber NICHT die Anrainer und Diese sind täglich mit den Umständen konfrontiert … und um es nicht unerwähnt zu lassen: der Betreiber wohnt auch nicht bei seinem Kraftwerk (ein kleines Detail, das möglicherweise ebenfalls einen Lösungsansatz beinhalten würde).

Dieses eben beschriebene Setting zeigt ein Grundsatzproblem zum Thema Lärm auf: mit Lärm lässt sich offensichtlich gutes Geld verdienen … und das regiert nach wie vor die Welt, wie bei der Umwelt- so auch bei der Lärmverschmutzung, wie dieses Problemthema seit einiger Zeit ganz offiziell genannt wird – zumindest hat „das Kind nun einen Namen“.

Es kommt vieles zusammen … und eines bleibt, um es nochmals anzumerken: LÄRM MACHT KRANK!

Lärmempfindung ist und bleibt natürlich individuell (auch aufgrund unterschiedlicher Reaktion auf Schallfrequenzen) – manche hören mehr, manche weniger (ebenso ist es beim Spüren), doch es betrifft uns am Ende trotzdem ALLE, auf die eine oder andere Weise!

Wie geht es jetzt weiter? Ist es wirklich so, dass wir mit der Dauerbeschallung leben müssen?

Die Achtsamkeitslehre gibt hier zumindest EINE Antwort: Veränderung beginnt ausschließlich in uns selbst! Wir können unseren Teil dazu beitragen, Lärm zumindest du reduzieren und damit Zeichen setzen, Auslöser für Veränderungen sein:

– Unsere Lieblingsmusik mit Kopfhörern genießen, erhört durchaus den Musikgenuss

– In der Nacht im Urlaubshotel die Air Condition abdrehen (das Immunsystem, die Natur und spätestens bei der Kostenrechnung auch der Hotelinhaber werden es uns danken)

– Sich zweimal (oder gerne noch öfter) überlegen, ob das Motorradfahren zu „Erholungszwecken“, als „Freizeitbeschäftigung“ bei all den aktuellen Entwicklungen noch zeitgemäß ist

– Wir können uns jederzeit bewusst machen: es braucht maximal 20% der Worte, die wir verwenden, um uns verständlich zu machen und die Lautstärke, in der wir diese Worte teilen, trägt meist nichts zum Verständnis bei, ist eher Auslöser für Streitigkeiten …

… und last und not least: – Wir können uns jedes Mal, wenn wir Lärmquelle sind, fragen: würde mich das jetzt selbst stören? … und dann entsprechend reagieren …

… besonders wirksam ist dieser letzte Punkt übrigens, wenn es mit der Verwendung von Elektrogeräten verbunden ist. Denn auch die Reduktion des Stromverbrauches wird dann mit einer Reduktion der Lärmverschmutzung verbunden sein, ein tatsächlich nachhaltiger Effekt. 🌱💫

Kommen wir noch zur Sache mit dem Geld, das ist natürlich eines der großen Themen unserer Zeit. Wie lange soll es denn noch Antrieb sein? Bis unser Lebensraum nachhaltig zerstört ist? Wir laufen damit quasi ins Verderben, das ist inzwischen offensichtlich. Möglicherweise ist das sogar schon der Fall! Vielleicht ist es schon 1 nach 12 und die Zeit zurückzudrehen, ist bekanntlich nicht die einfachste Aufgabe.

Anmerkung: der Tatsache, daß Lärm auf Schall basiert, verdanken wir übrigens die heilsame Wirkung von z.B. manchen Steinen, die uns den Lärm erträglicher machen – einfach ausgedrückt: sie schwingen in Frequenzen, die lindernd bzw. ausgleichen wirken … doch auch dazu gerne ein ander Mal mehr!

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Es gilt neue Wege und Möglichketen zu finden, die Fähigkeit dazu hat Mensch zweifellos und Projekte/Konzepte sind längst auf dem Weg (bei weiterführendem Interesse, mein Rat: lese, höre, lausche, spüre … und informiere dich … gerne auch bei mir) …

… und bleiben wir dabei positiv: sagen wir einfach, es ist 2 vor 12 und wir können noch die richtige Weggabelung nehmen! UND LOS … es beginnt in uns!

Fotos: Bing Creator

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Wolfgang Lugmayr, Dipl. Meditations- und Achtsamkeitslehrer, Impulsgeber, Wirkender in der Gaia-Akademie (Leben, Arbeiten und Wirtschaften mit natürlichen Zyklen)! 💚

Kontakt: wolfgang@lebensquellen.net

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